Die Operation Sunrise war eine heikle Geheimdienstoperation, die in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, 1945, in Ascona stattfand. Am Wochenende des 18. und 19. März 1945, mitten im Patronatsfest des Heiligen Josef, fanden zwei Treffen statt, das erste an den Hängen des Monte Verità und das zweite, entscheidendere, in einem Haus am See, dem heutigen Restaurant La Casetta des Hotels Eden Roc Ziel war es, eine Kapitulation der deutschen Truppen in Norditalien und Österreich auf dem Verhandlungsweg zu erreichen, um unnötiges Blutvergiessen zu vermeiden und das Ende der Feindseligkeiten in Europa zu beschleunigen.
Die Geheimverhandlungen fanden zwischen den Alliierten, vertreten durch Allen Dulles, den Leiter des Office of Strategic Services (OSS) in der Schweiz, und drei deutschen Offizieren, darunter Karl Wolff, statt. Die Offiziere der deutschen Streitkräfte, die an diesen Verhandlungen teilnahmen, waren unter dem Decknamen "Sunrise" bekannt.
Die Operation war äusserst riskant, da es sich um Verhandlungen zwischen den Alliierten und den Nazis handelte, während der Krieg noch andauerte. Das Ziel war jedoch, die bedingungslose Kapitulation der deutschen Truppen in Italien und Österreich zu erreichen, um weitere Verluste an Menschenleben zu vermeiden.
Die Geheimtreffen in Ascona waren erfolgreich und führten zur Unterzeichnung eines Abkommens zwischen den Parteien. Am 29. April 1945 unterzeichnete General Wolff ein Abkommen mit den Amerikanern, das die Kapitulation aller deutschen Truppen in Norditalien vorsah. Die Kapitulation trat am 2. Mai 1945 in Kraft und rettete Tausenden von Soldaten das Leben. Die deutschen Truppen kapitulierten vor den alliierten Truppen in Norditalien und Österreich und trugen dazu bei, den Krieg in Europa zu beenden. Diese Vereinbarung wurde als "Pakt von Ascona" bekannt.
Das Vermächtnis der Operation Sunrise ist noch heute Gegenstand von Diskussionen. Die Sowjets wurden über diese Verhandlungen im Unklaren gelassen, so dass die Operation Sunrise als ein Ereignis angesehen werden kann, das zum Beginn des Kalten Krieges beitrug. Welche Rolle spielte die Schweiz bei diesen Geheimverhandlungen? Offiziell keine. Die Unterbringung von 20 Personen, darunter schwer bewaffnete Leibwächter, in einem kleinen Dorf im Tessin und die Organisation von Verpflegung und Transport wäre jedoch in einer Zeit der Lebensmittelrationierung und verstärkter Polizeikontrollen ohne die Zustimmung der Behörden unmöglich gewesen. Die Schweiz profitierte von der Operation Sunrise, weil sie sich 1945 als neutrale Vermittlerin positionieren konnte. Dies war besonders wichtig, da das Land dem Dritten Reich in den vorangegangenen Jahren zumindest wirtschaftlich nicht viele Steine in den Weg gelegt hatte.